Lie Detectors im Klassenzimmer
Am Mittwoch, dem 20. Dezember, kamen die Lie Detectors auf der Suche nach Falschmeldungen und deren Absichten in die Klasse 8C des Gymnasiums Römerhof.
Schwamm nach einem Hurrikan in Texas ein Hai durch die überfluteten Straßen? Kann man bei Ebay wirklich einen echten Panzer kaufen? Sollen Noten im Zeugnis in Zukunft durch Emojis ersetzt werden? Demonstrierte der Papst während einer Amerikareise seine göttlichen Fähigkeiten und zog während einer Messe das Altartuch weg, ohne dass etwas zu Bruch ging? Auf Anregung ihrer Deutsch-Lehrerin, Frau König, lud die Klasse 8C einen Journalisten für zwei Stunden in den Unterricht ein, um zu lernen, wie man „Fake News“ erkennt und welche Ziele sie verfolgen.
Das Programm Big Blue Button ist gestartet, die Kamera ist auf die Schüler im Klassenraum gerichtet, die gespannt warten, was der Mann, den sie auf dem Smartboard sehen, zu sagen hat. Das Mikrofon wird noch einmal getestet. Nein, dies sind keine Vorbereitungen für einen neuen Distanzunterricht, sondern der Beginn einer Video-Konferenz mit dem Journalisten Jochen Spangenberg, der aus Berlin zugeschaltet ist.
Zu Beginn der Veranstaltung erzählt Herr Spangenberg, dass er für die Deutsche Welle im Bereich Forschungs- und Kooperationsprojekte arbeitet, Dozent am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin ist und nebenbei noch, organisiert von der Nichtregierungsorganisation „Lie Detectors“, Schulen besucht, um Schülerinnen und Schülern Medienkompetenz zu vermitteln. Er zeigt uns ein altes Klassenfoto aus dem Jahre 1976, als er am Gymnasium eingeschult wurde, und gerät ins Plaudern. Dann fragt er nach: „Welche Person auf dem Foto bin ich?“ Nachdem die Klasse 8C treffsicher geraten hat, setzt er nach: „Und wie überprüft ihr, dass das auch stimmt?“ Damit ist das Thema getroffen: Wie kann ich Informationen überprüfen? Welche Fragen sollte ich stellen? Warum ist genaues Hinsehen und Zuhören so wichtig? Wie funktioniert die Bilderrückwärtssuche? Warum gibt es Falschmeldungen überhaupt? Und sind Falschmeldungen eigentlich schlimm?
Nach der Pause dürfen die Jugendlichen selbst als Journalisten aktiv werden. Im Rahmen eines Blogspiels wird die Klasse in zwei Gruppen geteilt. Jedes Team soll für seine Zielgruppe (die „Elternpost“ oder den „Trendy Teenager“) zu dem vorgegebenen Thema „Soll die Schulpflicht abgeschafft werden?“ innerhalb von fünf Minuten eine Schlagzeile und einen Teaser (Vorspann) schreiben. Herr Spangenberg ist ein strenger Chefredakteur und erinnert die Klasse immer wieder daran, dass die Zeit läuft. So erfahren die Schülerinnen und Schüler etwas sehr Wichtiges über Journalismus: Journalisten sind ständig unter Zeitdruck. Meist reicht die Zeit nicht, um ganz gründlich zu recherchieren. Auch so entstehen manchmal Fehler. Aber worin besteht der Unterschied zwischen solchen Fehlern und Fake News?
Ziel eines Journalisten ist der umfassende Bericht, der im Gegensatz zu gezielten Falschmeldungen einen Sachverhalt sachlich und objektiv darstellen will. Wie wichtig es dabei ist, ein Ereignis aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, vermittelt Herr Spangenberg mit Hilfe eines Videos, das zunächst wie eine Verfolgungsjagd im Gangstermilieu erscheint, dann wie der Straßendiebstahl eines Kleinkriminellen aussieht und sich schließlich aus der Vogelperspektive als Unfall entpuppt. Abschließend kann die Klasse Herrn Spangenberg Fragen stellen: Wie lange sind Sie schon als Journalist tätig? Verdient man gut als Journalist? Kann man Sie auch im Fernsehen sehen? Was war Ihr bisheriger Lieblingsauftrag? Dürfen Journalisten nach eigenem Interesse schreiben oder sind sie immer an Themenvorgaben gebunden? Auf alle diese Frage gibt Herr Spangenberg geduldig Auskunft, sodass die Klasse an diesem Tag nicht nur viel über Fake News erfährt, sondern auch eine Menge über die Aufgaben und die Arbeit eines Journalisten.
Am Ende der hochinteressanten Veranstaltung bedankt sich die Klasse 8C durch Applaus: Sie hat viel dazugelernt und sollte gegen zukünftige Falschnachrichten bestens gewappnet sein. Vielen Dank sagen wir Herrn Spangenberg für sein Engagement und Frau König für ihre Initiative, einen Lie Detector ins Klassenzimmer zu holen!